Kunst als Wille zur Macht

(herziene versie: september 2003) Voordracht voor het internationale Nietzsche-symposium [6-8 juli 2000 – Halle]

Wenn ich heute den Versuch wage, im Umkreis von Nietzsches Also sprach Zarathustra das Wort zu nehmen, ist mir eines wohl bekannt: Nietzsche selbst hat schwerwiegende Bedenken gegen ein solches Ansinnen geäußert. Unter dem Titel Warum ich so gute Bücher schreibe berührt Nietzsche in Ecce homo die Frage nach einem möglichen Verständnis seiner Schriften. Im selben Abschnitt wird deutlich, was mir als Leser seines Zarathustra zugemutet wird: Sechs Sätze daraus verstanden zu haben, so Nietzsche, das hieße, sie wahrlich erlebt zu haben. Ein solches Erleben sei mir jedoch erst dann möglich, wenn ich auf eine höhere Stufe als die des modernen Menschen hinaufgehoben wäre. Mir kommen Zweifel, ob ich diesem Anspruch genüge. Hier stellt sich die Frage nach meiner eigenen Identität als Leser Nietzsches.

Nietzsche hatte nie den Wunsch verspürt, von den Modernen, die ihm zur Genüge bekannt waren, gelesen zu werden. Unter diesen Umständen ist es mir nicht möglich, unmittelbar interpretierend auf den Zarathustra loszugehen. Vielmehr nötigt mich eine Auseinandersetzung mit dem Text dazu, mich selbst ins Spiel zu bringen, indem ich meine eigene Identität einbeziehe. Für mich als modernen oder – in Nietzsches Worten – letzten Menschen liegt im Zarathustra der Anspruch einer Verwandlung meines eigenen menschlichen Wesens.

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